Ein Tag der Einkehr und des Genusses auf den Höhen von Sauris
Die Sonne erhebt sich langsam hinter den imposanten Gipfeln der Friulanischen Alpen, als sich eine Gruppe von Pilgern an der Wallfahrtskirche Hl. Oswald in Sauris versammelt. Der Pilgerweg „Cammino delle Pievi“ führt durch das Herz einer der unberührtesten Landschaften Italiens – eine Region, die von beeindruckender Schönheit ist. Heute begeben sich eine große Gruppe von Mitgliedern der Naturfreunde St. Stefan und Oberes Gailtal auf eine Pilgerwanderung, deren spiritueller Beginn und der Aufstieg auf den Monte Morgenleit sie zu einer tieferen Verbindung mit der Natur und sich selbst führen sollen.
Bevor der Aufstieg beginnt, wird in der Wallfahrtskirche zum Hl. Oswald eine kurze Andacht zum Thema „Reife Früchte – Harte Nüsse“ gehalten. Dabei werden wir daran erinnert, dass wahre Früchte nur dann reifen, wenn sie Zeit haben, sich zu entwickeln – und dass der Weg dorthin manchmal holprig und herausfordernd ist. Die "harten Nüsse" symbolisieren die Prüfungen, die es zu überwinden gilt, um zu den „reifen Früchten“ des Lebens und Glaubens zu gelangen. Diese Botschaft ist eine Einladung, sich auf den Weg zu machen, ohne Eile, sondern mit Geduld und Vertrauen.
Der erste Abschnitt der Wanderung führt steil bergauf zum 1971 m hohen Monte Morgenleit.
Rastpause am Gipfelkreuz
Nach ca. 1,5 Stunden erreichen die Pilger das Gipfelkreuz des Monte Morgenleit. Hier wird eine Rast eingelegt. Der Blick, der sich den Wanderern von diesem Punkt aus bietet, ist überwältigend: Im Süden erstreckt sich das Tal von Sauris, umgeben von schroffen Felsen und saftig grünen Bergwiesen. Im Norden sieht man das weite Panorama der Pesariner Dolomiten, deren weiße Gipfel im Sonnenlicht glitzern. Es ist der Moment, in dem die Seele atmet, und man den Alltag mit all seinen Sorgen hinter sich lassen kann.
Hier oben, bei der wohlverdienten Rast, wird die Zeit beinahe bedeutungslos – der Moment gehört einzig und allein der Verbindung zwischen Mensch, Natur und Glaube.
Weiterwanderung zur Casera Razzo
Frisch gestärkt geht es weiter. Der Weg führt nun hinab und über einen schönen Steig, der sich teils über zerklüftete Bergabbrüche schlängelt. Es ist eine atemberaubende, wilde Landschaft, die den Pilgern Respekt abverlangt. Doch jeder Schritt bringt sie näher zu ihrem Ziel, der Casera Razzo, einer traditionellen Almhütte.
Einkehr und Jause
An der Casera Razzo angekommen, bietet sich den Pilgern eine wohlverdiente Einkehr. Die gemütliche Hütte, umgeben von hohen Gipfeln und grünen Weiden, ist der ideale Ort für eine herzhafte Jause. Hier werden lokale Spezialitäten serviert: Almkäse, frisches Brot, und die berühmten Speckplatten aus der Region.
Es ist der perfekte Abschluss einer Pilgerwanderung, bei der sich der Körper und die Seele gleichermaßen gestärkt fühlen. Der Weg, der sie von der Wallfahrtskirche Hl. Oswald über den Monte Morgenleit bis hin zur Casera Razzo geführt hat, ist mehr als nur eine Wanderung – es ist eine Reise der Besinnung und des inneren Wachstums und bleibt ein unvergessliches Erlebnis.
Hans Goldberger